2. Tag der Brex-Sitter-Tour
Der Freitagmorgen zeigte sich sehr frisch. Es war also sinnvoll, sich noch etwas wärmer einzupacken vor dem Start. Aber immerhin war es trocken – in England keine Selbstverständlichkeit. Die gewählte Route führte immer an der Küste entlang bis Brighton. Die mit Ampeln und reichlich Überwachungskameras ausgestattete Strecke mit zahlreichen Kreiseln bot Gelegenheit, sich an das Fahren auf der anderen Seite zu gewöhnen, worauf man sich vor allem beim Rechtsabbiegen konzentrieren muss.
Da es flott voran ging, wurde in Bognor Regis ein Stopp eingelegt und eine weitere Kaffeepause in Chichester in einer kleinen Bäckerei. Nur wenige Kilometer weiter musste die Gruppe den ersten technischen Halt einlegen. Thorsten Sandtner war bei seiner Zündapp 50 Sport der Kupplungszug gerissen. Dass dies nicht das einzige Problem mit dieser Maschine bleiben sollte, die am Ende nur noch „Diva“ genannt wurde, ahnte zu diesem Zeitpunkt noch keiner. Außerdem war der Zug in 10 Minuten repariert und die Fahrt konnte fortgesetzt werden. Wobei während der Reparatur am Straßenrand etliche Autofahrer die Mopeds bewunderten und den Fahrern ihre besten Wünsche mit auf den Weg gaben. Überhaupt drehten sich die Menschen überall auf den Straßen um und warfen staunende Blicke auf die alten Mopeds. Und bei jedem Halt boten die Oldtimer sofort Stoff, um mit wildfremden Menschen ins Gespräch zu kommen.
Der Rest der Strecke bis Hill Brow war schnell zurückgelegt. So konnte man im Hotel angekommen erst einmal auf der Terrasse bei Sonnenschein einen Frühschoppen genießen. Da die Zimmer noch nicht bezugsfertig waren, nahm man die Gelegenheit war, um gemeinsam mit vielen Einheimischen die Tageskarte zu studieren und sich an das englische Essen zu gewöhnen. Bis auf die Tatsache, dass alles ungewürzt aus der Küche kommt, war es mit Salz und Pfeffer und Saucen versehen doch sehr schmackhaft.
Befreit vom Gepäck und erfrischt durch eine Dusche machte sich die Gruppe am späteren Nachmittag auf zum Überraschungsbesuch. Zuvor hatte Christopher Klein per Whats App noch eine Nachricht auf Englisch in die Gruppe gesendet, die die Koordinaten der Zieladresse enthielt, was zu diesem Zeitpunkt auch Huw lesen, sich aber keinen Reim darauf machen konnte. Erst als die acht Mopeds vor seinem Haus reichlich Lärm machten, wunderte er sich über die Geräusche von der Straße, sah nach dem Rechten – und sah uns. Erschreckt, erfreut, ergriffen, so kann man wohl am ehesten die Gefühlsanwandlungen in diesem Moment umschreiben. Die Überraschung war geglückt. Auf der Terrasse hinter dem Haus wurden die Begrüßung und die Gespräche bei Bier, Kaffee und Tee fortgesetzt. Ehefrau Debbie hat ein paar Kleinigkeiten zum Essen gerichtet und ihr Sohn zückte sein Handy, um diese Begegnung im Bild festzuhalten. Auch die Schwiegereltern von Huw, die gerade zu Besuch waren, staunten nicht schlecht über die „Krauts“ mit ihren alten Maschinen.
Und natürlich präsentiert Huw in seiner Garage den deutschen Freunden auch sein Projekt: Eine alte 125er Jawa, frisch aufgebaut, die er für seinen Sohn komplettieren will.
Auch die Nachbarschaft fand sich zusammen, als die Mopeds später wieder angelassen wurden. Eine Deutschlehrerin nutzte die Gelegenheit zur Konversation und der Klang der Zweitakter löste Begeisterung aus. Alle winkten den blau qualmenden Maschinen hinterher, als man sich zusammen mit Huw auf den Weg zu einem befreundeten Motorradhändler machte, der die Unternehmungen der Mopedfreunde aus Marienthal schon auf deren Homepage (www.fifty-tours.de) im Internet verfolgte, seit ihm Huw davon erzählte hatte. Er wurde Fan der Mopedfreunde, ohne sie persönlich zu kennen. Aber das wurde ja jetzt nachgeholt. So war klar, dass ein Foto vor dem Ladengeschäft mit diesen alten Maschinen obligatorisch war. Für den Abend hatte die Gruppe Huw und seine Familie ins Jolly Drover eingeladen. Im Pub war dann ausreichend Gelegenheit, um sich auszutauschen. Nach 40 Stunden auf den Beinen, fielen am Ende des Tages auch alle müde ins Bett.